Künstlerische Arbeiten
Art-Works
Die liebe Kunst! Allein schon das Wort „Kunst“ bereitet mir brachiale Kopfschmerzen. „Alles ist Kunst“, was Joseph Beuys übrigens nie so sagte, ist für mich das Unwort der Jahrhunderte. Ich für mich, habe mir da eine etwas andere Definition zu Recht gebastelt: „Alles, was erstaunt, fasziniert und nicht anders benannt werden kann, ist Kunst“. Also, Politagitation = Politagitation, die sinnfreie Aneinanderreihung von Schrott = Schrott, das zufällig ansehnlich gewordene Bild eines Dilettanten = Zufall, eine tolle Rede = eine tolle Rede u.s.w.. Auch wenn Kindergartenkinder irgendwelche kreativen Produkte erstellen, darf nicht das Wort Kunst missbraucht werden. All dies führt zur Verarmung wahrer, ernsthafter Künstler. Wenn ich schon sehe, dass in der Sparkasse eine Ausstellung von Arbeiten aus dem VHS-Anfängerkurs Aquarellmalerei als Kunstausstellung publiziert wird, und dann auch noch Geld für den Erwerb dieser Machwerke von diesen offensichtlich sich stark überschätzenden Hobbykünstlern verlangt wird, kommt mir (entschuldigen Sie bitte den Ausdruck) das Kotzen. Allein schon das Wort „Hobbykünstler“ ist ein Affront, Hobbymaler kann ich ja noch akzeptieren. Wozu haben wir in unseren Wohnungen Toiletten? Das sind doch tolle Plätze dafür, und da könnten diese Arbeiten sogar noch eine biologische Hilfe sein. Ich denke, das reicht. Es dürfte jetzt klar geworden sein, was ich meine.
Für mich bleibt Kunst immer noch etwas, was mit Können zu tun hat. Nur wenn ich das Handwerk beherrsche, bin ich in der Lage, meine Gedanken, meine Empfindungen oder Träume zu visualisieren. Dabei spielt es absolut keine Rolle, welcher technischen Möglichkeiten ich mich bediene – Bildhauerei, Malerei, Objektkunst, Foto, Film, Performance, ja auch Tanz, Schauspiel, Musik oder Literatur, dieses Gesetz gilt universal. Wenn ein Kleinkind auf irgendwelche Klaviertasten haut hat dies nichts mit Jazz zu tun. Wenn die Schauspieler eines Bühnenstücks ihren Text nicht können würden Sie zu Recht das Eintrittsgeld zurückfordern. Sagen Sie mir bitte, weshalb ausgerechnet in der Bildnerischen Kunst das nicht so sein soll! Für mich ein echtes Unding. Es reicht einfach nicht, Klopapier auf eine Leinwand überdimensionaler Ausmaße zu kleben und Farbe darüber zu schütten, um Kunst zu machen. So etwas haben wir in der Jugend als „Fluxus“ gemacht. Auch einen Omnibus senkrecht aufzustellen und sich eine schicke Begründung dazu auszudenken, sind in Wirklichkeit Scharlatanerie, wenn es als Kunst „verkauft“ wird. Gegen einen derartigen Schwachsinn erlaube ich mir mich zu wehren. Auch „Authentizität“ allein genügt nicht. Wenn ein Anfänger irgendein Geschmiere produziert, mag es zwar authentisch sein, aber bei Leibe keine Kunst.
Deshalb meine Forderung: „Schluss mit dem inflationären Missbrauch des Wortes Kunst!“
Diese Kriterien wende ich natürlich auch bei meinen eigenen Arbeiten an. Deshalb erlaube ich mir auch nicht zu behaupten, Kunstwerke erschaffen zu haben, sondern künstlerische Arbeiten. Das ist für mich der Vorhof zur Kunst und ich bin stolz darauf, dass ich ein paar wenige meiner Arbeiten für mich hier einreihen zu können. Wohl gemerkt subjektiv „für mich“. Denn unter anderen Voraussetzungen, und die bringt jeder andere Mensch mit sich, sind die Arbeiten anders, aber eben auch subjektiv, einzuschätzen. Das macht ja eine allgemein gültige Definition des Begriffs „Kunst“ unmöglich.
Zurück zu meinem persönlichen Leidensweg. Fotografie war früher einmal extrem teuer. Die Älteren wissen dies noch, den anderen könnte man es ja erzählen. Kurz, mir ging die „Knete“ aus und ich begann meine Fotoabzüge zu kolorieren und mit Stift und Pinsel zu verfremden. So fing alles an und hat mich bis heute nicht mehr los gelassen. Alles musste von mir ausprobiert werden. Pinsel und Farbe, Chemische Reaktionen, sämtliche Drucktechniken, Steineklopfen und Holzschnitzen, illegale Graffitis und was weiß ich nicht alles. So richtig hängen blieb ich jedoch bei der Spritzpistole. Sie gab einem das Gefühl handwerklicher Perfektion. Und fürwahr, damals, als einer der ersten Brusher in Deutschland, wurden mir die Bilder (auch der schlimmste Schrott) wie Gold aus den Fingern gerissen. Das heißt, das Gold blieb dabei zwischen meinen Fingern hängen. Als Student im 2. Semester konnte ich mir ein eigenes Häuschen in einer Bottroper Bergmannssiedlung leisten und natürlich jede Menge Feten. Da hatte ich auch viele Freunde, die sichtlich meinen Erfolg genossen. Selbst ein Galerist wurde meiner Kunst „aus Scheiße Geld zu machen“ gewahr und quetschte mich blauäugigen Vollpfosten in einen Vertrag. Dem entkam ich nach ein paar Jahren durch die Bezahlung einer enormen Summe.
Endlich frei und Schluss! Ich schwor mir, mich nie wieder künstlerisch zu betätigen, was ich auch bis vor ein paar Jahren durchhielt. Aber, Gott sei Dank, gibt es so wunderbare Errungenschaften wie Alsheimer und der Wiederanfang bereitete mir keine moralischen Bedenken. Seitdem bin ich wieder am Üben und bleibe in der Hoffnung irgendwann meinen ganz großen Durchbruch zu schaffen. Immerhin habe ich es zwischenzeitlich bis zum Vorsitzenden eines Kunstvereins geschafft. Das ist auf jeden Fall besser als ein Jodeldiplom.
Die Rückkehr in das große Kunstverdienen ist gewiss! Hoffentlich werde ich das noch selbst erleben.